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Dienstag, 11. Juni 2002
Liebe TeleClub-Mitglieder,
unter dem Titel «Kabelkundschaft wünscht sich freie Gerätewahl» sowie in einem Interview mit der Geschäftsführerin von Swisscable wurden im letzten Mitglieder-Magazin von Swisscable massive Vorwürfe gegenüber dem TeleClub erhoben und dieser in gravierender Art und Weise verunglimpft.
Vielleicht haben Sie sich gefragt, weshalb es zu diesen Äusserungen keine Entgegnung oder Rechtfertigung des TeleClubs zu lesen gab. Hätten es die journalistische Sorgfalt und Fairness sowie eine objektive Berichterstattung nicht erfordert, den TeleClub zu diesen Aussagen Stellung nehmen zu lassen? Die Antwort lautet: doch!
Damit bleibt die Frage, warum man dieser journalistischen Sorgfaltspflicht und dem journalistischen Fairnessgebot nicht nachgelebt hat (Um Missverständnissen vorzubeugen, ist anzumerken, dass der TeleClub nicht um eine Stellungnahme gebeten worden ist). Ein Grund hierfür mag darin liegen, dass der Verfasser des Artikels und Interviewpartner der Geschäftsführerin von Swisscable zugleich die Redaktion der „Cablenews“, des Publikationsorgans der Cablecom, betreut. (Cablecom als marktbeherrschender Kabelnetzbetreiber weigert sich bis anhin, das digitale TeleClub-Angebot aufzuschalten.) Eine objektive Berichterstattung ist dann wohl kaum zu erwarten. Haben Sie als Mitglied aber nicht einen Anspruch auf objektive Berichterstattung gegenüber Ihrem Verband, gerade in derart wichtigen Sachbereichen?
Warum dieses Vorgehen von Swisscable? Liegt der Grund hierfür in der Angst vor unbequemen Fragen und kritischen Hinweisen auf das widersprüchliche Verhalten von Swisscable?
In der Tat stellen sich nach der Lektüre von Artikel und Interview zahlreiche Fragen. Wir gehen davon aus, dass die Beantwortung eines wesentlichen Teils dieser Fragen Leser des Interviews – und insbesondere die TeleClub-Mitglieder – interessieren dürfte. Zu diesen Fragen gehören etwa die folgenden:
1. Warum steht der Artikel unter dem Titel «Kabelkundschaft wünscht sich freie Gerätewahl», wenn Swisscable alles daran setzt, keine anderen Geräte auf dem Markt zuzulassen?
2. Wenn man über die Verunsicherung der Konsumenten schreibt, denen es schwer falle, eine Investition in eine Set-Top-Box zu tätigen, warum äussert man sich dann abschätzig über die Pläne der TeleClub AG, ihren Abonnenten eine solche Set-Top-Box mit dem Abonnement zusammen abzugeben? Auf diese Art und Weise wird der Konsument doch gerade von dieser Unsicherheit befreit, indem er ja nicht in die Set-Top-Box investieren muss, sondern diese bei Auflösung des Abonnements einfach zurückgeben kann und während der ganzen Dauer des Abonnements sämtliche auf dem Kabelnetz aufgeschalteten, frei empfangbaren Programme empfangen kann.
3. Ist es nicht Swisscable selbst, welcher zur Verunsicherung der Konsumenten beiträgt? Wie soll der Kunde zu einer Investition in eine SwissFun-Box angehalten werden, wenn Swisscable verkündet, dass jetzt am zukünftigen SwissFun-Standard gearbeitet werde? Die SwissFun Set-Top-Box kostet den Konsumenten CHF 695.00. Weiss der Kunde, wie lange und wofür er das Gerät noch einsetzen kann, wenn die neuen Spezifikationen eingesetzt werden?
4. Warum wird Ihnen noch immer die Mär vom Boxenturm aufgetischt? Die Grafik, die der Verbandsführung schon mehrfach vorgelegt und erläutert wurde, zeigt doch augenfällig, dass es beim Einsatz der TeleClub Set-Top-Box in keinem Fall zu einem Boxenturm beim Konsumenten kommen kann. Der TeleClub-Abonnent kann vielmehr mit einer Box sämtliche digitalen Radio- und Fernsehprogramme auf dem Kabelnetz empfangen.
5. Warum wird nicht darüber orientiert, dass die TeleClub Set-Top-Box nicht nur den Auflagen des Bundesrates nachkommt, sondern darüber hinaus auch die veröffentlichten SwissFun-Spezifikationen übernommen hat, damit sie vollumfänglich SwissFun-kompatibel ist? Warum wird nicht darüber orientiert, dass die SwissFun-kompatible TeleClub Set-Top-Box nur rund die Hälfte der SwissFun-Box kostet?
Wenn die Swisscable-Führung hierzu sagt, sie hätte sich hiervon nicht überzeugen können, so ist dem zu entgegnen, dass sich bis jetzt noch kein Mitglied der Swisscable-Führung die TeleClub Set-Top-Box vorführen liess. Eine neutrale Prüfstelle, bei welcher die SwissFun-Spezifikationen überprüft und Set-Top-Boxen zugelassen werden könnten, existiert nicht. Es fragt sich denn auch, ob die offizielle SwissFun Set-Top-Box ebenfalls geprüft worden ist, wenn ja, von wem? Falls sie geprüft worden ist, gibt es ein offizielles Attest? Wie erklärt es sich dann, dass die sogenannte Common Interface-Schnittstelle und der Euroloader nicht richtig funktionieren?
6. Warum ist die Common Interface-Schnittstelle, für die sich der Verband sowie der SwissFun-Erfinder, die Cablecom, so vehement eingesetzt haben, plötzlich nicht mehr gefragt? Sie würde es doch sicherstellen, dass auch andere Anbieter auf die gleiche Set-Top-Box zugreifen können? Liegt es vielleicht daran, dass Swisscable und Cablecom aufgrund einer von TeleClub in Auftrag gegebenen Studie feststellen mussten, dass diese Schnittstelle bei der offiziellen SwissFun-Box nicht richtig funktioniert?
7. Warum wird dem TeleClub das Recht abgesprochen, eine direkte Beziehung zu seinen Abonnenten zu pflegen? TeleClub AG umgeht die Kabelnetzbetreiber diesbezüglich nicht. Sie pflegt bereits heute eine direkte Kundenbeziehung zu 95 Prozent ihrer Abonnenten, ohne dass es zwischen TeleClub und Kabelnetzbetreiber deswegen zu Unstimmigkeiten gekommen wäre.
Warum weist man auf der einen Seite darauf hin, dass der TeleClub kein Konkurrent des Kabelnetzbetreibers ist, spricht ihm aber das Recht ab, eine direkte Kundenbeziehung zu pflegen? Warum kommt es auf der anderen Seite zu keiner Beanstandung seitens des Verbandes, wenn Cablecom auf fremden Kabelnetzen ihre SwissFun-Angebote lanciert und dabei direkte Vertragsbeziehungen zum SwissFun-Abonnenten pflegt, ohne dass der Betreiber des Netzes Einblick in diese Kundenbeziehung hat? Warum stört sich der Verband am Verhalten des TeleClubs, wenn er dasselbe Verhalten bei Cablecom unterstützt?
8. Wenn die SwissFun Set-Top-Box ein derart erfolgreiches Produkt ist, warum wird sie denn ausserhalb der Cablecom-Netze praktisch nicht eingesetzt? Liegt der Grund hierfür darin, dass ein wichtiger Teil des zum Einsatz der Set-Top-Box nötigen Know-hows von Cablecom als geistiges Eigentum beansprucht und geheim gehalten wird? Wie kann es Swisscable überhaupt dulden, dass ein Swisscable-Standard das geheim gehaltene geistige Eigentum eines Mitgliedes darstellt? Es gibt doch einen Swisscable-Verband neben der Cablecom?
9. Warum gibt es zahlreiche Kabelnetzbetreiber, welche nach einem Gespräch mit TeleClub und einer Vorführung der TeleClub Set-Top-Box – wobei jeweils die TeleClub-Programme und das SwissFun-Angebot über die TeleClub Set-Top-Box abgebildet werden – die TeleClub Set-Top-Box einzusetzen wünschen und das digitale TeleClub-Angebot aufschalten?
10. Wenn Swisscable nach drei Jahren noch immer daran arbeitet, dem Kunden die Möglichkeit zu geben, eine Box aus einem breiten Sortiment zu erwerben, warum lässt es Swisscable dann nicht zu, dass eine Alternative, die die Spezifikationen von Swisscable erfüllt, eingesetzt wird?
11. Wenn man sich in geringschätziger Weise über die Bedeutungslosigkeit des TeleClubs äussert, warum stellt die Abgabe der TeleClub Set-Top-Box an die TeleClub-Kunden eine solche Gefahr für den schweizerischen Markt dar?
12. Wenn das Ziel der SwissFun-Spezifikationen die Gewährleistung der Interoperabilität der Set-Top-Boxen auf den Kabelnetzen sein soll, warum werden andere SwissFun-kompatible Boxen ausgeschlossen? Liegt der Grund vielleicht darin, dass die offizielle SwissFun-Box diese Interoperabilität gar nicht gewährleistet? Oder hat man die Swisscable-Mitglieder darüber orientiert, dass die diese Interoperabilität sicherstellende Zusammensetzung der Setup-ID (Algorhythmus) noch immer geheim gehalten wird? Wann hat man mit den Swisscable-Mitgliedern ein offenes Gespräch über den Austausch von PSI/SI-Tabellen, resp. NIT-Tabellen, des Pairing-Keys und eben dieser Setup-ID geführt, um diese Interoperabilität zu gewährleisten?
13. Maliziös weist die Geschäftsführerin von Swisscable darauf hin, dass auf Seiten der Inhalteanbieter die Karten schnell wechseln und erwähnt in diesem Zusammenhang den finanziellen Überlebenskampf der Kirch-Gruppe, zu der auch TeleClub gehöre. Unterschlagen wird dabei, dass die Kirch-Gruppe ein Minderheitsaktionär des TeleClubs ist, die Gesellschaft aber schweizerisch beherrscht und geführt wird. (Gehört Swisscable etwa der Cablecom, nachdem diese mindestens 40 Prozent des Budgets des Verbandes bestreitet?) Unterschlagen wird weiter, dass nicht die Kirch-Media GmbH, welche gegenwärtig vom Insolvenzverfahren in Deutschland betroffen ist, Aktionärin des TeleClubs ist, sondern die Kirch-Pay-TV KGaA, welche von diesem Insolvenzverfahren gerade nicht betroffen ist.
Anzumerken ist hierzu im Weiteren, dass in der Zwischenzeit die schweizerischen Aktionäre die Anteile der Kirch-Gruppe übernommen haben und der Fortbestand der TeleClub AG und ihrer Angebote gewährleistet ist.
Ist es auf der anderen Seite sinnvoll, die SwissFun-Spezifikationen bzw. deren massgebliche Entwicklung und Weiterentwicklung in den Schoss von Cablecom zu legen, nachdem in der „NZZ“ am Sonntag vom 21. April 2002 zu lesen war, dass Cablecom vor der Insolvenz steht? Was passiert mit SwissFun, wenn Cablecom im Rahmen eines Konkursverfahrens oder im Falle der Übernahme durch neue Inhaber kein Interesse mehr an diesen Spezifikationen hätte?
14. Warum beschäftigt man sich in der Swisscable-Führung nicht intensiv mit dem in der Zwischenzeit vom zuständigen internationalen DVB-Konsortium verabschiedeten sogenannten MHP-Standard (Multimedia Home Platform), welcher eine offene Plattform gewährleistet, sondern meint hierzu: «Hier muss die Entwicklung aufmerksam beobachtet werden, damit die notwendigen Vorkehrungen getroffen werden können, wenn das System reif dazu ist.» Warum wird in diesem Zusammenhang verschwiegen, dass gegenwärtig innerhalb der technischen Gremien von Swisscable intensive Bemühungen stattfinden, statt dem offenen und weltweit anerkannten MHP-Standard die vor allem von Cablecom bevorzugte, proprietäre Open-TV-Lösung in den SwissFun-Spezifikationen zu verankern?
Leider ist es uns bis heute nicht gelungen, die Swisscable-Führung zu einem offenen Gespräch und Austausch über diese Punkte zu bewegen. Entgegen anders lautender Verlautbarungen liegt der TeleClub AG bis heute auch kein Angebot von Swisscable vor, welches die finanziellen Eckpunkte der Aufschaltung der digitalen Programmangebote enthalten würde. Damit sind die Auswirkungen der Forderungen von Swisscable auf die Angebotsstruktur und Preise für das TeleClub-Angebot nicht abschätzbar. Sicher würde ein Eingehen auf diese Forderungen aber eine wesentliche Verteuerung des Abonnementspreises für das digitale Telclub-Angebot zur Folge haben.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre
TeleClub AG