Freitag, 30. Januar 1981

Gesuch für Lokalinformationen und Abonnementsfernsehen eingereicht

«Teleziitig» und «TeleClub» so heissen die beiden neuen Dienstleistungen, die der grösste Kabelnetzbetreiber der Region Zürich, die Rediffusion AG, ihren rund 90 000 Teilnehmern noch im Laufe dieses Jahres anbieten möchte. Voraussetzung dazu ist die Erteilung einer Versuchserlaubnis des Eidgenössischen Verkehrs- und Energiewirtschaftsdepartementes (EVED) und der Kommunalbehörden. Bei der «Teleziitig» handelt es sich um ein lokales beziehungsweise regionales Informationsmagazin, das in der Form von Graphik- und Textseiten übermittelt wird, beim «TeleClub» um ein aktuelles Angebot von Spielfilmen aus USA und Europa, das im Gegensatz zur «Teleziitig» nur mittels eines Zusatzgerätes und mit zusätzlichen Abonnementskosten empfangen werden kann.

Breite Trägerschaft

Das am 22. Dezember beim EVED eingereichte Gesuch ist so angelegt, dass eine Versuchserlaubnis noch nach den Bestimmungen der bis 30. Juni 1981 geltenden Kabelrundfunkverordnung erteilt werden kann. Diese verlangt unter anderem, dass mindestens ein Drittel der gesamten Sendezeit «zur Meinungsbildung über Fragen des lokalen Zusammenlebens» beitragen und der Veranstalter für eine «geeignete Organisation» sorgen soll. Die Geschäftsordnung muss ermöglichen, «die Wünsche und Anregungen aus der Bevölkerung des Verbreitungsgebiets zu berücksichtigen». Dies dürfte der Hauptgrund für die Kombination von auf demselben Rediffusions-Kanal Netzkanal F (161,5 MHz) ausgestrahlten Gratis-Lokalinformationen mit dem für Kabelnetzbetreiber kommerziell attraktiven «Heimkino» sein. Der Vorschrift einer «geeigneten Organisation» kommt die Gründung zweier neuer Organe nach: Als eigentliche Trägerschaft wird die Stiftung für Lokalrundfunk Zürich gegründet, welche die Interessen und Wünsche der Zuschauer wahrnehmen und die wichtigsten politischen Tendenzen im Verbreitungsgebiet repräsentieren soll. Im Stiftungsrat sollen deshalb die grossen Parteien und die Behörden vertreten sein. Im 5- bis 10köpfigen Stiftungsrat soll ferner ein Vertreter der neugegründeten Betriebsgesellschaft «TeleClub AG» Einsitz nehmen, welche die administrative und technische Abwicklung des Sendebetriebs bis zur Kopfstation, die Akquisition, Administration und das Inkasso für das Abonnementsfernsehen und den Einkauf von Filmen besorgt.

Das Programm der «Teleziitig»

Die «Teleziitig» soll nach den Vorstellungen der Rediffusion ein «lokal/regionales Informationsmagazin mit Aktualitäten, Marktberichten, Hinweisen auf kulturelle Veranstaltungen, Strassenzustandsberichten» und anderem mehr werden, das täglich mehrmals neu redigiert und auf den aktuellsten Stand gebracht wird und zwar im 24-Stunden-Betrieb. Die neue elektronische Lokalinformation wird uncodiert verbreitet, ist also für alle am Netz der Rediffusion angeschlossenen Teilnehmer gratis. Der Textumfang wird täglich etwa 45 Seiten betragen, die je während rund 30 Sekunden lang auf dem Bildschirm zu sehen sind. Eine Bildschirmseite eignet sich also vor allem für Kurzbeiträge und Hinweise, nicht aber für längere Informationen und Kommentare. Nicht alle Textbeiträge der «Teleziitig» sollen von der Rediffusion beziehungsweise der neuen Redaktion besorgt werden: Das Lokalprogramm stellt einerseits den interessierten Gemeinwesen im Verbreitungsgebiet, anderseits den Zeitungen und Zeitschriften im Raum Zürich «Sendezeit» zur Verfügung. Ferner ist auch an eine Zusammenarbeit mit Institutionen ideeller Zielsetzung gedacht, wie Rediffusion Direktor Georg Klemperer erklärte.

Spielfilme auf Bestellung

Das neue Heimkino unter dem Titel «TeleClub» ist laut Rediffusion «für diejenigen Fernsehzuschauer gedacht, deren Bedürfnis nach Unterhaltungsprogrammen durch die öffentlichen Fernsehprogramme nicht abgedeckt wird». Gespielt werden sollen aktuelle Spielfilme aus Amerika und Europa, welche auf anderen Fernsehkanälen nicht oder nur mit grosser Verspätung zu sehen sind. Zum Empfang dieses Programms ist der Abschluss eines separaten Vertrags zwischen Teilnehmer und Veranstalter notwendig, worauf der Fernsehapparat des «TeIeClub»-Teilnehmers mit einem Zusatzgerät (Decoder) ausgerüstet wird. Für den Empfang von «TeleClub»-Filmen wird eine monatliche Gebühr erhoben, die sich auf etwa 20 Franken belaufen dürfte. Auf Grund von Vergleichszahlen aus den USA geht die Rediffusion davon aus, dass sich auf dem Zürcher Netz innerhalb von zwei bis drei Jahren etwa 20 Prozent oder 20 000 Teilnehmer für «Pay-TV» interessieren werden. Mit den Abonnementsgebühren für «TeleClub» sollen nicht nur dessen Kosten, sondern auch jene der für alle Netzteilnehmer unentgeltlichen «Teleziitig» gedeckt werden.

«Pay-TV» auch in Luzern und Chur?

Bestrebungen, das «Pay-TV» einzuführen, sind auch aus Luzern und Chur bekanntgeworden. Die Kabelgesellschaft «Telesystems AG» will es aber im Gegensatz zur Rediffusion offenbar auf einen Konflikt mit dem EVED ankommen lassen, indem sie darauf beharrt, dass «Pay-TV» kein «Programm» im Sinne der Kabelrundfunkverordnung sei und deshalb auch keiner Erlaubnis des EVED bedürfe. Sie hat deshalb ihr Gesuch bei den PTT eingereicht.

Zeitung

Gottlieb F. Höpli (NZZ – Neue Zürcher Zeitung)